Die Hüfte

Die Hüfte verbindet den Oberkörper mit den Beinen und besteht aus dem Hüftkopf und der Hüftpfanne. Verletzungen und Erkrankungen wie Hüftdysplasie und Arthrose sind häufige Probleme. Eine genaue Diagnose und individuell angepasste Therapie sind wichtig, um die Gesundheit und Beweglichkeit der Hüfte zu bewahren.

1. Hüftgelenk: Aufbau und Funktion

Das Hüftgelenk ist nach dem Kniegelenk das zweitgrößte Gelenk des menschlichen Körpers und spielt eine entscheidende Rolle für die Mobilität des Menschen. Mechanisch handelt es sich um ein Kugelgelenk, das im Gegensatz zum Schultergelenk eine innigere knöcherne Führung aufweist. Es besteht aus einer großen konkaven Pfanne und einem passgenauen konvexen Hüftkopf. Diese Struktur ermöglicht eine hohe Stabilität und vielfältige Bewegungsrichtungen wie Beugung, Streckung, Abduktion, Adduktion sowie Innen- und Außenrotation. Kräftige Muskeln des Gesäßes und Oberschenkels steuern diese Bewegungen und sorgen für die nötige Stabilität.

2. Diagnostik von Hüfterkrankungen

Darstellung einer Hüftgelenkspunktion gezielt unter Bildwandler

Die Diagnostik von Hüfterkrankungen bei mir beginnt mit einer ausführlichen Anamnese und klinischen Untersuchung. Hierbei werden Beweglichkeit, Schmerzpunkte und Gangbild analysiert. Ergänzend kommen bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Ultraschall und Kernspintomographie (MRT) zum Einsatz, um detaillierte Einblicke in die Struktur und den Zustand des Hüftgelenks zu gewinnen. Bei Verdacht auf spezifische Erkrankungen können auch Laboruntersuchungen und Knochendichtemessungen erforderlich sein. Diese umfassende Diagnostik ermöglicht eine präzise Diagnose und die Entwicklung eines individuellen Behandlungsplans, der optimal auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist.

3. Häufige Hüfterkrankungen im Säuglings- und Kindesalter

Der kleine Julius beim Hüftultraschall

Angeborene Hüftreifungsstörungen und Hüftdysplasien

Diese Erkrankungen sind wesentliche Themen der Kinderorthopädie. In Deutschland erfolgt zwischen der 4. und 6. Lebenswoche (U3-Untersuchung) ein Hüftscreening mittels Ultraschall, um Hüftdysplasien zu diagnostizieren. Frühzeitig erkannt, können viele dieser Fehlstellungen durch konservative Maßnahmen wie Spreizhosen oder Bandagen korrigiert werden. In schweren Fällen sind operative Eingriffe notwendig.

Epiphyseolysis capitis femoris und Morbus Perthes

Während der Pubertät können Wachstumsfugen instabil werden, was zu einer Hüftkopfgleiten (Epiphyseolysis capitis femoris) führen kann. Diese erfordert oft operative Maßnahmen zur Stabilisierung. Der Morbus Perthes, eine juvenile idiopathische Hüftkopfnekrose, tritt meist zwischen dem 3. und 8. Lebensjahr auf und muss kinderorthopädisch behandelt werden.

4. Häufige Hüfterkrankungen im Erwachsenenalter

Hüftimpingement

Ein mechanisches Problem, bei dem knöcherne Anbauten am Pfannenrand oder am Schenkelhals die Gelenkmechanik stören. Dies kann zu frühzeitigem Knorpelverschleiß und Arthrose führen. Die Behandlung umfasst oft minimalinvsiv-offene oder arthroskopische Eingriffe zur Entfernung der knöchernen Vorsprünge und Wiederherstellung der Mechanik.

Dysplasie und Sportverletzungen

Junge Erwachsene können unter den Folgen kindlicher Hüfterkrankungen oder Sportverletzungen leiden. Hüftdysplasien, die in der Jugend nicht erkannt oder behandelt wurden, können sich durch Schmerzen und Bewegungseinschränkungen bemerkbar machen. Sportverletzungen betreffen oft die Sehnen und Muskeln und erfordern eine gezielte Physiotherapie oder chirurgische Eingriffe.

5. Häufige Hüfterkrankungen im Seniorenalter

Schwere Arthrose des rechten Hüftgelenks im Röntgenbild

Hüftgelenkarthrose

Eine der häufigsten Erkrankungen im Seniorenalter ist die Hüftarthrose, die durch den Verschleiß des Gelenkknorpels entsteht. Typische Symptome sind Leistenschmerzen, die in den Oberschenkel ausstrahlen und Bewegungseinschränkungen verursachen. Die Behandlung reicht von konservativen Maßnahmen wie Physiotherapie und Schmerzmedikation über Gelenkinjektionen (z.B. mit Hyaluronsäurepräparaten) bis hin zur Implantation einer Hüftprothese.

Schenkelhalsfrakturen

Osteoporose erhöht das Risiko für Schenkelhalsfrakturen, die fast immer operativ stabilisiert werden müssen. Diese Frakturen sind besonders gefährlich, da sie zu einer erheblichen Einschränkung der Mobilität führen können. Eine schnelle operative Versorgung z.B. durch Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenkes und anschließende Rehabilitation sind entscheidend für die Wiederherstellung der Mobilität.

Symptomatik einer Hüftarthrose

Die typischen Hüftschmerzen treten in der Leiste auf und strahlen zum Teil in den Oberschenkel vorderseitig bis zum Kniegelenk aus. Weiter nach unten bis zum Fuß ziehende Schmerzen weisen dagegen ebenso wie Schmerzen über dem Po eher auf die Wirbelsäule als Ort der Schmerzentstehung hin. Hüftpatienten klagen häufig über eine kontinuierlich abnehmende Gehstrecke: Der Anlaufschmerz beim Aufstehen und Gehen nach sitzender Körperhaltung geht mit immer kürzerem Intervall in den Belastungsschmerz über. Schließlich tauchen auch Ruhe- und Nachtschmerz auf, die dann die Situation für den Betroffenen unerträglich machen und eine Lösung suchen lassen.

Ein langsam fortschreitender Knorpelverschleiß und seine begleitenden entzündlichen Veränderungen bis hin zum Verlust der Kugelgelenkfunktion (Kongruenzverlust) sind Ursache für diesen Prozess (Stadien einer Hüftarthrose). Aber auch sehr schnelle Krankheitsverläufe sind bekannt, bei denen das Hüftgelenk durch aggressive geschwürbildende (ulzerierende) Prozesse rasch geschädigt wird und die eine sofortige Versorgung erfordern.

Mit fortschreitendem Krankheitsprofil wird die Notwendigkeit einer Hüftoperation immer wahrscheinlicher. Durch die teils erheblichen Rotationseinschränkungen kann der Betroffene sich schlecht und nur unter Schmerzen die Strümpfe anziehen oder die Schuhe binden. Es fällt immer schwerer, Treppen zu steigen, und das aufrechte Sitzen in einem Stuhl oder das Sitzen im Auto wird unangenehm.

6. Konservative Therapiemöglichkeiten

Medikamentöse Therapien und Injektionen

Zur Linderung von Hüftbeschwerden werden Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente eingesetzt. Injektionen mit Hyaluronsäure können die Gelenkschmiere verbessern und die Beweglichkeit erhöhen. Diese Behandlungen können helfen, Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Physiotherapie und Orthesen

Physiotherapie hilft, die Muskulatur zu stärken und die Beweglichkeit des Hüftgelenks zu verbessern. Orthesen und Bandagen unterstützen das Gelenk und entlasten die betroffenen Strukturen. Regelmäßige Übungen und der Einsatz von Hilfsmitteln wie Gehstöcken können die Belastung auf das Hüftgelenk reduzieren.

7. Operative Therapiemöglichkeiten

Orthopädischer OP-Bereich
Patientenzimmer WolfartKlinik

Hüftarthroskopie/minimalinvasive offene OP`s

Die Hüftarthroskopie oder die offene minimlinvasive OP ist ein Verfahren, das zur Diagnose und Behandlung von Hüfterkrankungen eingesetzt wird. Es ermöglicht die Reparatur von Labrumrissen (Gelenklippe) und die Entfernung von knöchernen Vorsprüngen. Diese schonende Methode verkürzt die Erholungszeit und verbessert die Gelenkfunktion.

Darstellung eines Hüftprothesenmodells

Endoprothetik

Bei fortgeschrittener Arthrose oder schweren Gelenkschäden kann eine Hüftprothese notwendig werden. Moderne operative Verfahren wie die Yale-Technik und Assistenzsysteme wie die Navigation bieten eine hohe Beweglichkeit und Standzeit (Langlebigkeit). Die Auswahl der geeigneten Prothese erfolgt individuell auf Basis der klinischen und bildgebenden Befunde. Eine sorgfältige Planung und Durchführung der Operation sind entscheidend für optimale Ergebnisse. Moderne operative Assistenzsysteme wie die Navigation stehen hier zur Verfügung.

Osteotomie

Eine Osteotomie kann bei Achsfehlstellungen des Beins durchgeführt werden, um die Belastung auf das Hüftgelenk zu verteilen und die Progression der Arthrose zu verlangsamen. Diese Operation beinhaltet das Durchtrennen und Neupositionieren der Knochen, um die Achse zu korrigieren und die Gelenkbelastung zu optimieren. Diese operativen Verfahren wurden durch die Immen den Erfolge der endoprothetischen Operationen allerdings in den letzten Jahrzehnten zunehmend zurückgedrängt und haben an Bedeutung verloren.

8. Nachbehandlung und Rehabilitation

Die Nachbehandlung nach einer Hüftoperation ist entscheidend für den Erfolg des Eingriffs. Sie umfasst Schmerzmanagement, Physiotherapie und schrittweise Wiederaufnahme der täglichen Aktivitäten. Ein individuell angepasstes Rehabilitationsprogramm fördert die Heilung und stellt die Funktion des Hüftgelenks wieder her. Regelmäßige Nachuntersuchungen sind wichtig, um den Heilungsverlauf zu überwachen und eventuelle Komplikationen frühzeitig zu erkennen. Diese REHA kann ambulant oder stationär angeboten werden.

Schmerzen in der Hüfte

Schmerzmanagement

Ein effektives Schmerzmanagement ist entscheidend für die Erholung nach einer Operation. Dies kann die Verwendung von Schmerzmitteln, physikalische Therapien und alternative Methoden wie Akupunktur umfassen. Eine gute Schmerzkontrolle kann die Mobilität verbessern und die Teilnahme an physiotherapeutischen Übungen erleichtern.

Physiotherapeutin bei der Dehnung von Hüfte und Bein.

Physiotherapie

Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle in der Rehabilitation nach einer Hüftoperation. Übungen zur Verbesserung der Beweglichkeit, Stärkung der Muskulatur und Verbesserung der Koordination sind entscheidend für eine erfolgreiche Genesung. Ein individuelles Therapieprogramm, das auf die spezifischen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt ist, kann die Rehabilitation beschleunigen und die Ergebnisse optimieren. Idealerweise wird nach Abschluß der REHA-Phase (AHB) im ambulanten Bereich Physiotherapie fortgesetzt.

Privatleben und Sport nach einer Hüftoperation

Alltag und Beruf

Die Rückkehr in den Alltag und Beruf nach einer Hüftoperation erfordert eine sorgfältige Planung und Anpassung. Je nach Art der Operation und individuellen Fortschritten kann die Rückkehr zu normalen Aktivitäten mehrere Wochen bis Monate dauern. Eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt und Therapeuten ist wichtig, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

9. Häufig gestellte Fragen (FAQs)

Was kann ich tun, um einer Hüftarthrose vorzubeugen?

Um einer Hüftarthrose vorzubeugen, ist regelmäßige, gelenkschonende Bewegung wichtig, wie Schwimmen, Radfahren oder Nordic Walking. Achten Sie darauf, Übergewicht zu vermeiden, da dies die Belastung der Hüftgelenke reduziert. Es ist ebenfalls ratsam, einseitige Bewegungen und übermäßige Belastungen, etwa durch schwere körperliche Arbeit oder intensiven Leistungssport, zu vermeiden.

Wann ist eine Hüftoperation notwendig?

Eine Hüftoperation, wie der Einsatz eines Hüftgelenkersatzes, wird notwendig, wenn konservative Behandlungen wie Physiotherapie, Medikamente oder Injektionen keine ausreichende Schmerzlinderung bringen und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt ist. Dies ist häufig bei fortgeschrittener Hüftarthrose oder nach Hüftverletzungen der Fall. Der genaue Zeitpunkt der Operation hängt von der Schwere der Symptome und dem allgemeinen Gesundheitszustand des Patienten ab.

Wie lange dauert die Rehabilitation nach einer Hüftoperation?

Die Rehabilitation nach einer Hüftoperation variiert je nach Art der Operation und dem individuellen Heilungsverlauf. In der Regel dauert die Rehabilitation mehrere Wochen bis Monate. Ein gezieltes physiotherapeutisches Programm ist entscheidend, um die Beweglichkeit, Kraft und Stabilität der Hüfte wiederherzustellen. Der Heilungsverlauf kann durch eine angepasste Bewegungstherapie unterstützt werden, um die Rückkehr zu alltäglichen Aktivitäten zu ermöglichen.

Was sollte ich vor einer Hüftoperation beachten?

Vor einer Hüftoperation sollten Sie ein ausführliches Gespräch mit Ihrem Arzt führen, um den Eingriff und mögliche Risiken zu verstehen. Es ist wichtig, eine gründliche präoperative Untersuchung durchführen zu lassen und sich auf die postoperative Phase vorzubereiten. Dazu gehört die Organisation von Hilfsmitteln wie Gehstützen oder einem Rollator und eventuell die Anpassung des Zuhauses, um eine sichere und komfortable Genesung zu gewährleisten. Auch eine Schmerztherapie sollte vorab besprochen werden.